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Sieben Medaillen & kein Theater

Wenn beim Schauspiel-Theater die Generalprobe so richtig missglückt, dann ist dies – so sagt man – das beste Anzeichen dafür, dass die Premiere wie am Schnürchen laufen wird. Zum Glück ist Radsport kein Schauspiel-Theater. Denn dann wäre der Tuspo-Nachwuchs mit schlechten Vorzeichen zu seiner Premiere bei der Ostthüringen-Tour gereist. Schließlich war die Generalprobe in Form der Landesmeisterschaften aus Sicht der Blau-Weißen keineswegs missglückt, sondern überaus erfolgreich verlaufen. Auch aus Gera kamen die Tusporaner am Sonntag mit insgesamt sieben Podiumsplätzen und zwei Siegen zurück. Und zudem mit einer riesigen Tasche voller Rennerfahrungen, welche sie auf den vier Einzeletappen gesammelt hatten.

„Es war eine Top-Veranstaltung, und sie war aus sportlicher Sicht für uns sehr erfolgreich“, unterstrich Tuspo-Betreuer Basti Fahrendorff. Tatsächlich war nur der Ausrichter der exzellenten Veranstaltung, der SSV Gera, mit insgesamt elf Podestplätzen erfolgreicher als die Göttinger.

LinusFür einen Paukenschlag sorgte gleich zu Beginn des dreitägigen Rennwochenendes beim Auftakt-Kriterium Linus Fahrendorff: Der Tuspo-Youngster krönte eine Soloflucht kurz vor Ende mit dem Sieg und schlüpfte direkt in das begehrte weiße Trikot des Nachwuchs-Gesamtführenden des jüngeren Jahrgangs U11. Während Hannah Buch im Kriterium der U13 auf Rang drei landete, wurde Franzi Arendt bei der munteren Punktejagd Zweite ihrer Altersklasse. Franzi gelang das Kunststück, auf allen vier Einzeletappen der weiblichen U11 den Sprung auf das Podium zu schaffen: Nach dem zweiten Platz zum Auftakt wurde sie im Geschicklichkeitsfahren ebenfalls Zweite. Ihren größten Coup landete sie, als sie beim nachfolgenden Rundstreckenrennen gar als Erste die Ziellinie überquerte, ehe sie ihren zweiten Platz im Gesamtklassement durch Rang zwei im abschließenden Straßenrennen unter Dach und Fach brachte.

HannahVon der Professionalität des erstmals vom Tuspo besuchten Events waren Sportler wie Betreuer überwältigt – fast schon fühlte man sich an die Tour de France erinnert: Denn neben der mustergültigen Organisation beeindruckten auch die riesigen Starterfelder, für welche sich insgesamt 300 Radsportler aus 66 Vereinen verantwortlich zeigten. Auch für ein Rahmenprogramm war gesorgt: So ging es am Samstag-Abend ins Kino – und damit, nebenbei bemerkt, nicht ins Theater.

Die siebte Medaille für den Tuspo steuerte Cem Rosien im Rundstreckenrennen der U11 bei: Er wurde auf dem flachen Rundkurs, auf dem am Ende eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 34 Stundenkilometern auf dem Tacho stand, Dritter. Während Cem im Gesamtklassement Zehnter von 52 Fahrern wurde, kam Linus  sogar auf Rang sechs der U11-Fahrer (und wurde damit Zweiter des jüngeren Jahrgangs).

CemHannah wurde in der U13w in der Endabrechnung Elfte. Einziger Wermutstropfen aus Tuspo-Sicht waren zwei Stürze, von denen sich die Pechvögel Cem und Henrike Ludwig aber nicht aus dem Konzept bringen ließen. Sie machten daraus kein Theater, sondern pedalierten vielmehr einfach wacker weiter. Ohnehin ist der Radsport ja bekannt dafür, dass selbst bei Stürzen keine Gedanken ans Aufgeben verschwendet werden und es – im Gegensatz zu manch anderer beliebter Sportart – keine Schauspielerei gibt.

Henrike, die in der Klasse U15 schlussendlich 22. von 53 wurde, hat aus Gera zudem eine bemerkenswerte Geschichte mitgebracht: Vor dem ersten Rennen hatte ihr Rad einen Defekt am Tretlager, der ohne Spezialwerkzeug nicht zu beheben war. Daraufhin sorgte die Zeitfahrweltmeisterin von 2007 und Schirmherrin des Events, Hanka Kupfernagel, höchstselbst für die Reparatur: Sie fuhr mit Tuspo-Betreuer Frank Mölders (von dem im Übrigen auch die tollen Fotos stammen) in das Radgeschäft eines Freundes, um den Defekt zu beheben. Wobei sie mit dieser kollegialen Geste nicht nur Kiki den Start beim Rennen ermöglichte. Sondern darüber hinaus einen anschaulichen Grund dafür lieferte, warum die Ostthüringentour solch eine Attraktivität ausstrahlt.

Kiki„Es ging durchweg sehr freundlich und sehr fair zu“, unterstrich Basti Fahrendorff, der schon jetzt sicher ist: „2015 kommen wir in jedem Fall wieder.“ Kein Theater zwischen Trainern und Zuschauern, Anwohnern und Organisatoren, zwischen Sportlern und Eltern – kann es etwas Schöneres geben?

Im Übrigen, und das zum Abschluss, gilt es beim Schauspiel-Theater als pechbringede Unsitte, im Anschluss an die Generalprobe zu applaudieren. Bei der Generalprobe der Tuspo-Kids jedoch, Anfang Mai, bei den Landesmeisterschaften, da wurde nach ihren tollen Leistungen kräftiger Applaus gespendet. Dennoch sind Tuspos Nachwuchsakteure mit dieser Strategie offenbar (wortwörtlich) gut gefahren. Nun: Es dürfte ja ohnehin bereits längst deutlich geworden sein, dass Radsport eben kein Theater ist…

 

Die gesamten Ergebnisse der Veranstaltung gibt es hier

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