Respekt, denn sie alle haben es geschafft: 14 Kinder und Jugendliche sind von Göttingen in zwei Tagen auf den 1141 Meter hohen Brocken gefahren! Die Aktion beinhaltete bis zu 220 KIlometer, etliche Höhenmeter, vor allem aber enorm viel Fahrspaß.
Ist das möglich? Spielt das Wetter mit? Wie teilen wir die beiden Gruppen ein? Wann transportieren wir das Gepäck in die Jugendherberge nach Bad Sacha? Schaffen das wirklich alle? Ist die Abfahrt für Zehnjährige nicht zu steil? Und was, um alles in der Welt, tun wir, falls jemand schlappmachen sollte? Der Planungsprozess der zweitägigen Brockentour bereitete bisweilen ein wenig Kopfzerbrechen. Doch alle 18 Aktiven, darunter vier Betreuer, haben bei tollen Witterungsbedingungen schlussendlich das Ziel erreicht. Chapeau!
Der erste Tag begann nach einem Rad-Check in der Früh und führte über den Seeburger See und Rhumspringe bergan zum Tagesziel nach Bad Sachsa. Dort wurden keineswegs die Beine hochgelegt – vielmehr wurden sie bei einem Spaziergang ins örtliche Schwimmbad ausgelockert. Der dort zu spürende Tatendrang ebenso wie die Freude am abendlichen Fußballspielen, Toben und Brocken-Quiz-Beantworten ließen keinen Zweifel daran, dass die Kids noch reichlich Power hatten und die 75 Kilometer lange Anfahrt offensichtlich noch nicht genug gewesen war… Zwei Schmankerl des Brocken-Quiz´ vielleicht? Gern: Die Antwort einer Gruppe auf die Frage nach der kältesten, je am Brocken gemessenen Temperatur, war mit „minus 50 Grad“ dann doch in etwa doppelt so hoch (oder vielmehr: niedrig) wie die Wahrheit; außerdem dürfte sich die Gruppe, die auf die Frage nach „typischen Tieren am Brocken“ mit „Stinktier“ antwortete, noch einmal bei einem Harzer Naturschutzzentrum schlau machen…
Tag zwei begann früh – und für alle Pedaleure höhenmeterreich. Etwa gleichzeitig erreichten alle Bergfahrer (die Gruppe der Jüngeren in Begleitung von Anna war eine kleine Passage mit dem Tuspo-Bus gefahren) das Dach der Tour auf über 1000 Metern Höhe. Wer die „Bergwertung“ für sich entschied, ist nicht genau überliefert, doch das war im Vergleich zur beachtlichen Rundumaussicht auch nebensächlich – wobei ich das zum Teil vermutlich auch deshalb schreibe, weil ich selbst mit Rang 18 Vorlieb nehmen musste…
Herauszustellen ist, dass die Kids die Steigung zwar ohne Schiebepassagen bewältigt haben – ein gemeinsames Gruppenfoto zu schießen aber aufgrund kurzfristiger dringender Alternativen („Ich schaue mal dort hinab!“, „Ich muss noch meine Trinkflasche auffüllen!“, „Habe ich etwa einen Plattfuß?“, „Ich muss mal!“) zu einem Ding der absoluten Unmöglichkeit wurde. Allzu lang wollten wir auf 1141 Metern Höhe schließlich nicht verweilen.
Nach 10 Kilometern wohlverdienter Abfahrt wurde die Logistik-Planung weiter in die Tat umgesetzt: Die jüngere Gruppe fuhr mit dem Bus bis nach Rhumspringe – und von dort noch 45 Kilometer gen Göttingen. Die Älteren mussten nolens volens über welliges Terrain nach Braunlage und von dort bis Rhumspringe gelangen – was einer Tagestour von über 100 Kilometern an Tag zwei entsprach -, um dort auf den Bus zurückgreifen zu können.
Nach einer Eis-Pause in Bad Lauterberg und einer ganz kurzen Regenpassage kurz vor Rhumspringe war der Bus zu erblicken. Ein Segen für die erschöpften unter den Teilnehmenden und auch für den Autor dieser Zeilen. Von einer Busfahrt wollten jedoch drei ganz emsige Nachwuchsfahrer nichts wissen und die Idee „Mit dem Rennrad von Göttingen zum Brocken und zurück in zwei Tagen“ in die Tat umsetzen. Sie pedalierten weiter…
Eine Wohltat für diese Gruppe war ein herzhaftes Abendessen am Seeburger See, weil einfache Käse- und Salamibrotscheiben im Vergleich zu den ganzen süßen Unterwegssnacks (Riegel, Banane, Apfel, Knoppers) nach 12 Stunden „on the road“ dann doch mal eine Alternative sind – sogar bei Kindern. Dass die drei Pedaleure nun auch noch die letzten 20 Kilometer vom See bis nach Göttingen bewältigten würden, um um halb neun zufrieden im SVG-Stadion einzutreffen, daran bestand nun kein Zweifel mehr. Gerüchte besagen gar, dass einer der Drei auf der Radrennbahn noch einige Runden gedreht hat, um die 150 Tageskilometer auf dem Tacho stehen zu haben.
Ein herzlicher Dank gebührt an dieser Stelle Ekki und Carolin für die tolle Unterstützung und den großen Anteil am reibungslosen Verlauf. Erst durch diesen Support entstand die Möglichkeit, die Gruppen so flexibel zu steuern – und für die drei „Unermüdlichen“, die gesamte Strecke zu fahren. Ferner: Um auf die Eingangsfragen Antwort zu geben: Ja, Kinder schaffen mit Unterstützung und kleinen Tipps (wie etwa: leichter Gang und Geduld) das, was sie wirklich wollen! Mal schauen, welches Ziel für die Sommertour 2017 auserkoren werden wird. Das leichte Kopfzerbrechen im Planungsprozess wird es in jedem Fall wert sein…
Von Timo