„Bei einem guten Zeitfahren müssen die Beine nach spätestens einer Minute anfangen zu brennen. Und dieses Gefühl darf bis ins Ziel nicht mehr aufhören!“, so hielt es der fünfmalige Tour-de-France-Sieger Miguel Indurain. An ihre Leistungsgrenze im Kampf gegen die Uhr gingen am gestrigen Sonntag auch die Teilnehmer des SBZW-Zeitfahrens in Rosdorf. Bei bestem Radsportwetter erreichten 177 Starter das Ziel beim zweiten Rennen des Refratechnik-Zeitfahrcups, das zugleich Bestandteil der Göttinger Ausdauerserie Gö-Challenge war.
Auf dem 25,5 Kilometer langen Kurs schien es trotz der Empfehlung von Indurain aber sinnig, auch die Empfehlung von Hauptorganisator Frieder Uflacker zu beachten: „In Anbetracht des Windes ist es wichtig, sich nicht durch die Anzeige auf dem Tacho beirren zu lassen, sondern auf die Beine zu hören“, hatte der 37-Jährige im Vorhinein geraten. Das galt umso mehr, weil kurz nach dem Startschuss am Rosdorfer Ortsausgang mit der Autobahnbrücke die steilste Steigung des Tages bevorstand, die etliche Fahrer offensichtlich mit einer arg niedrigen Trittfrequenz zu überwinden suchten.
Optimal auf dem Kurs zurecht kam hingegen der Sieger Marcus Baranski. „Meine Anreise aus Hamburg hat sich auf jeden Fall gelohnt“, verdeutlichte der Zeitfahrspezialist nach seinem souveränen Sieg. Er schwärmte von „super Asphalt“ und einer mustergültigen Absicherung der Strecke. Wohl aber sei es tatsächlich recht windig gewesen. Letzteres bestätigte auch der Sieger auf der Kurzstrecke, André Eichhorn, der eine bemerkenswerte Leistung ablieferte: Zunächst triumphierte der Dresdner auf der Kurzstrecke über 14 Kilometer, und holte sich anschließend auf der Hauptdistanz Platz sieben. „Ich hatte die weite Anreise aus Dresden – da kann man auch gleich zwei Rennen mitnehmen, dachte ich mir“, verdeutlichte er. Zweiter und Dritter auf der Kurzstrecke wurden mit Jan Jannsen und Konne Simon zwei Göttinger.
Das Podium der Hauptdistanz komplettierten Dirk Keßler und Armin Fischer. Während Frieder Uflacker als Fünfter bester Tusporaner war, schaffte es mit Andreas Pucher-Diehl ein weiterer Blau-Weißer in die Top-Ten. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die ersten Zehn allesamt älter als 35 Jahre sind. Erfahrung, so scheint es, ist im Zeitfahren folglich von immenser Bedeutung.
Auf organisatorischer Ebene freute sich Uflacker vor allem über die Vielseitigkeit der Teilnehmer: „Eine Altersspanne von Jahrgang 1940 bis 2002. Herkunftsorte von Hamburg nach Mannheim, und von Köln bis nach Berlin. Und eine Leistungsspanne, die vom semiprofessionellen Anspruch bis zur ´das-probiere-ich-einfach-mal-aus-Einstellung´ reichte“, listete er auf – und befand, dass sein Anliegen, eine Veranstaltung für jedermann auf die Beine zu stellen, damit zweifellos umgesetzt worden sei.
Über eine Podiumsplatzierung durfte sich der Tuspo in der Frauenklasse freuen, in der Naima Diesner Dritte wurde. Nichts auszurichten war hier abermals gegen die starke Siegerin Manuela Haverkamp, die neben dem Sieg darüber gücklich war, ihre Zeit aus dem Vorjahr um 51 Sekunden unterboten zu haben. Und ebenso wie Miguel Indurain hielt auch Haverkamp einen Tipp bereit, um im Einzelzeitfahren erfolgreich zu sein: „Einfach schnell fahren“, lächelte sie. Wenn es weiter nichts ist, dürfte allen Zeitfahrliebhabern dank der Empfehlungen von Indurain und Haverkamp ja nun endlich klar sein, was beim letzten Zeitfahren der Serie Mitte September der Schlüssel zur persönlichen Bestzeit sein wird…