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„Mit dem Titel nie gerechnet…“

Dass der Tuspo-Fahrer Jan Jannsen derzeit in bestechender Form ist, weiß jeder, der kürzlich mal mit ihm trainiert hat. Dass der 44-Jährige allerdings die Landesmeisterschaften der Elite im Einzelzeitfahren für sich entscheiden würde, hat vermutlich alle Tusporaner überrascht. Auch ihn selbst.

Schließlich hat Jan erst vor anderthalb Jahren wieder begonnen, intensiver Rad zu fahren. Im Interview blickt er auf seine Triumphfahrt vom Wochenende zurück, wagt einen Ausblick auf die deutschen Meisterschaften und zeigt auf, dass auch Einzelzeitfahren ein Mannschaftssport ist…

Glückwunsch zum Titel, Jan. Welche Gedanken hattest du bei der Zieldurchfahrt?
„Ich war platt, habe über kreuz geguckt – und daher gar nicht viel gedacht. Zudem hatte ich keine Vergleichswerte, keine Erfahrung. Daher wusste ich gar nicht, ob mein Zeit gut war.“

Irgendwann hast du das Ergebnis erfahren. Wie sehr warst du überrascht?
„Mit den Titel habe ich nie gerechnet. Ich realisiere das Ganze jetzt erst. Die stärksten Fahrer starten ja immer am Ende – aber ich bin in Startblock Nummer eins gestartet. Eigentlich bestand mein Ziel darin, den Rückstand auf Kai (Anm: Tuspo-Fahrer Kai-Henrik Günther, Sieger von 2014) möglichst gering zu halten. Normalerweise ist er auch stärker als ich.“

Wie sah unterwegs deine Strategie aus?
Ich habe mich gut gequält und zum Schluss noch einmal ein bisschen steigern können. Das ist nicht selbstverständlich: Sich über 38 Minuten zu motivieren, ist ja schließlich nicht ganz einfach. Im Hinblick auf die Krafteinteilung lief das Rennen schon optimal. Grundsätzlich bin ich die erste Runde etwas schneller gefahren als die zweite. In der letzten Runde war ich am schnellsten.“

Das Pacing lief offensichtlich rund – gibt es demgegenüber einen Bereich, in dem du  bei dir Verbesserungspotential siehst?
„Meine Kurventechnik ist katastrophal – da kann ich sicher noch etwas rausholen (lacht).“

Letztlich hast du den Sieg souverän geholt, mit 30 und 40 Sekunden Vorsprung auf die anderen Medaillenträger. Was, glaubst du, könntest du besser gemacht haben als die Konkurrenz?
Ich war zwar fokussiert, bin aber zugleich unbedarft und unverkrampft an das Rennen herangegangen. Zudem hatte ich, auch wenn es ein Einzelzeitfahren war, im Vor- und Nachhinein die volle Unterstützung von Teamkollegen – zum Beispiel eben auch von Kai.

Mit dem Sieg hast du dich für die deutschen Meisterschaften qualifiziert…
und zu denen werde ich in jedem Fall auch hinfahren. Einfach, weil ich glaube, dass ich diese Erfahrung in den kommenden Jahren nicht noch einmal werde machen können. Und wenn ich am Ende Letzter werde…

Die Ergebnislisten gibt es hier. Das Interview führte Timo.