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Rechts oder links? – Tag 2

Immer wieder hakt die leise Stimme im Kopf kritisch nach: „Haben sie wohl verstanden, was ich gerade gesagt habe?“ Sie haben zwar den Daumen lächelnd in die Luft gehoben, zustimmend genickt, mit strahelenden Augen ein überzeugendes „Hmmmhhhh!“ hervorgebracht – aber haben die Radfahrer das, was sie tun sollen, wirklich verinnerlicht?“
Diese Frage ist steter Begleiter beim Radsportcamp für Flüchtlinge im SVG-Stadion am Sandweg – und Grund dafür die enorme Sprachbarriere, die wiederum ihren Ursprung darin sieht, dass die Flüchtlinge erst seit wenigen Monaten in Deutschland leben (oder, einfach mal anders herum gedacht: dass z.B. Arabisch keine Pflichtsprache an deutschen Schulen ist…). Links überholen, wenn dies rechts vorgesehen war, nicht intendierte Tempowechsel und Bremsmanöver, oder der permanente Hinweis darauf, bitte zumindest eine Hand am Lenker zu lassen, sorgen (jenseits der Temperaturen) dafür, dass auch den Trainern permanent der Schweiß auf die Stirn geschrieben steht. Zweimal war heute im Stadion die Situation nicht mehr rechtzeitig zu retten und es kam zum Sturz – die glücklicherweise beide böser aussahen als sie ausgingen.
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Enorm erfreulich ist insbesondere, dass bei der Ausfahrt zu den Kletterfelsen Mariaspring in Eddighausen die Begegnung mit vielfältigen anderen Verkehrsteilnehmern grandios gemeistert wurden. Als berechenbare sind hier Autos, Fahrräder und LKW zu nennen – als unberechenbarere Youngster auf Laufrädern, umfallende Cityroller, Hunde und Hammertyp-mit-Musik-im-Ohr-und-ins-Handy-tippend.

Und die allerwichtigste Regel im Straßenverkehr? Womöglich der vielzitierte Paragraph eins der Straßenverkehrsordnung, der zu gegenseitiger Vor- und Rücksicht aufruft? Vielleicht das Stoppen am Stop-Schild oder die Handzeichen beim Abbiegen? Nun: Gegebenenfalls noch wichtiger dürfte etwas anderes sein, das – zumindest für uns – selbstverständlich sein sollte: rechts fahren! In fast allen Szenarien ist durch die in anderem sportlichen Kontext vielzitierte „Handlungsschnelligkeit“ ein sich anbahnender Unfall vermeidbar. Fährt ein Gruppenteilnehmer einer Gruppe allerdings nicht rechts (oder schwenkt im schlimmsten Fall sogar nach links rüber), so ist ein Unfall bei Gegenverkehr oder einem überholenden Fahrzeug vorprogrammiert, nimmt die gesamte Gruppe doch die gesamte Fahrbahn ein.

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Diese Erkenntnis wurde heute durch die harte Tour geschult: den Radweg vom Göttinger Klärwerk nach Bovenden, wo LKWs ab und an in beiden Richtungen fahren – und sich jedwede Frage, warum denn rechts zu fahren nötig sei, praktisch von selbst erübrigt. Auf dem Hinweg einmal im heißgeliebteh kühlen Nass verschwunden, beim Rückweg ebenfalls, ging der Tag mit geschätzten 65 Gesamtkilomtern und nicht viel weniger geschätzten Grad Celsius ziemlích schnell rum.

Die Quintessenz des zweiten Camptages ist bemerkenswert: Die Begriffe „rechts“ und „links“ bereiten dem ein oder anderen Teilnehmer zwar ganz offensichtlich noch kleine Schwierigkeiten (obwohl genau dies bei einem läuferischen Aufwärmspiel im Fokus stand) – das Rechtsfahrgebot aber ist aber, das darf mit Fug und Recht behauptet werden, heute in Fleisch und Blut übergegangen. Daumen in die Luft, zustimmendes Nicken und ein überzeugendes „Hmmmhhhh!“ gab es sogar inklusive!

 

 

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